Robert Reuscher hat an der Ruine am Michelsberg zwei Heiligenfiguren mit der Motorsäge erschaffen. Das Hochkreuz flankieren nun Maria, die Mutter Jesu, und Maria Magdalena.
Die Figuren hat der Burghäusener Künstler aus den mannshohen Baumstümpfen zweier Eschen gesägt, die viele Jahrzehnte rechts und links neben dem Freialtar in die Höhe gewachsen waren. Doch in den letzten Jahren hatte sich abgezeichnet, dass die Eschen zum einen zu hoch, zum anderen schadhaft geworden waren. Es hatte sich viel Totholz gebildet. Die Kirchengemeinden von Burghausen und Reichenbach hatten sich daraufhin entschlossen, die Bäume zu fällen und dafür zwei neue Bäume zu pflanzen. Als Ersatz wurden Kastanien gepflanzt.
Sehr aufwändig wäre jedoch das Ausgraben der beiden Eschen-Wurzeln gewesen. Nach reiflicher Überlegung fiel die Entscheidung, die unteren Stämme zu belassen, damit Robert Reuscher aus ihnen zwei Kunstwerke entstehen lässt. Wie auf klassischen Darstellungen der Kreuzigung stehen jetzt am Michelsberg Maria und Maria von Magdala unterm Kreuz und beten. Robert Reuscher freut sich über diese Lösung. Mindestens zehn bis 15 Jahre werden die mit der Motorsäge geschnitzten Skulpturen wohl halten, schätzt Robert Reuscher.
In vier bis fünf Stunden war jede der beiden Figuren mit der Motorsäge entstanden. Da sind auch gelegentliche Pläuschchen eingerechnet, die Robert Reuscher mit vorbeikommenden Wanderer hielt. Diese interessieren sich für Reuschers Arbeit. Er gibt gerne Auskunft über die Figuren und die Kirchenruine. Nach der Motorsägekunst braucht es dann noch den Feinschliff, dazu gehört das Schleifen und Ölen des Holzes.
Seine Arbeit hat Robert Reuscher jedes Mal mit einem Gebet begonnen und damit endet sie auch, erzählt der Burghäuser, der sich seit Jahrzehnten schon dem Michelsberg eng verbunden fühlt. So ist der Christus am Hochkreuz eine von Reuscher gefertigte Kopie des historischen Korpus. Das Original befindet sich heute aus Sicherheitsgründen in der Kirche von Burghausen. Der Burghäuser schaut auch regelmäßig an der Ruine nach dem Rechten und organisiert seit geraumer Zeit die dort nötigen Arbeitseinsätze.
Bis zum Sonntag, 7. Juli 2024, soll das Ensemble am Hochkreuz der Kirchenruine fertig sein. Um 18 Uhr findet dort der traditionelle Gottesdienst der Pfarrgemeinden Burghausen und Reichenbach statt. Denn die Kirche am Michelsberg war einst das gemeinsame Gotteshaus für die beiden Ortschaften. Einmal im Jahr feiern die Dörfer deshalb bis heute am Berg eine Messe.
Bilder: Aus den Stammenden zweier gefällter Eschen hat Robert Reuscher mit viel Geschick und Feingefühl die Figuren der Maria (kleines Bild rechts unten) und der Maria Magdalena unterm Hochkreuz am Michelsberg gestaltet. Fotos: Heike Beudert/Hans Beudert