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Mit Bittprozessionen an den drei Tagen vor Christi Himmelfahrt wird in der katholischen Kirche für gutes Wetter, eine gute Ernte und Schutz vor Naturkatastrophen gebetet. Auch in Münnerstadt hat sich diese Tradition gehalten, allerdings gibt es mittlerweile nur noch eine Bittprozession am Dienstag.

Auch in diesem Jahr zog vor dem Feiertag wieder ein kleiner Kreis Gläubiger mit musikalischer Begleitung durch die Stadtkapelle von Althausen nach Münnerstadt. In der Klosterkirche endete die Prozession mit der Messe. Im Anschluss daran gab es eine kleine Stärkung für die Teilnehmer. Die Vorbereitung der Bittprozession lag wie in den Jahren zuvor in den Händen des Arbeitskreises „Schöpfung bewahren“. Für die Wallfahrerbrotzeit hatte das Münnerstädter Gemeindeteam gesorgt.

Erinnerung an frühere Zeiten

Ältere Münnerstädter können sich noch gut an die Zeit erinnern, als es am Montag, Dienstag und Mittwoch vor Christi Himmelfahrt jeweils eine Bittprozession in den Morgenstunden gab.

Am Montag wurde zur Talkirche gewallt, am Dienstag gab es die Prozession an der „Langen Wand“ (entlang der Stadtmauer) und am Mittwoch die nach Althausen.

Start war für die Talkirch- und Althausen-Bittprozession jeweils schon früh um 6 Uhr, erinnert sich Fritz Beudert, der als Schulbub und Jugendlicher teilgenommen hat. Die Lange-Wand-Prozession begann um 7 Uhr.

Unterricht begann später

Immer dabei waren die Schulkinder. Schulbeginn war an diesen Tagen zur Freude aller Schulkinder erst deutlich später, manchmal fiel der Unterricht am Vormittag ganz aus, weil es dauerte, bis die Prozession von Althausen oder der Talkirche wieder zurückkam. Als junger Kreuzträger an der Spitze des Zugs sei er deshalb von den anderen Schülern immer ermahnt worden, nicht so schnell zu gehen.

Wenn die Münnerstädter nach Althausen wallten, fand in der dortigen Dorfkirche ein Gottesdienst statt. Fest eingeplant war auch eine Pause in der örtlichen Gastwirtschaft, bei der es für die Kinder Limonade gab. Danach ging es zurück nach Münnerstadt.

Um die Stadtmauer

Die Lange-Wand-Prozession endete mit einem Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche, zu dem auch Wallfahrer aus Burghausen, Burglauer und Reichenbach kamen. Die Gläubigen aus den drei Orten zogen damals von ihren Heimtorten aus in einer Prozession zur Münnerstädter Kirche. Diese sei dann immer sehr voll gewesen, erinnert sich Fritz Beudert zurück.

Gut besucht waren an diesem Tag auch die Bäckereien, Gaststätten und Metzgereien. Denn die auswärtigen Wallleute stärkten sich dort, ehe sie wieder in ihre Heimatdörfer zurückzogen.

Wie lange es in der Nachkriegszeit diese morgendlichen Bittprozessionen gegeben hat, kann Fritz Beudert nicht sagen. Für ihn sind es Kindheits- und Jugenderinnerungen aus den 1950er Jahren. Laut Erinnerungen anderer Münnerstädter hat es diese morgendlichen Prozessionen vor Christi Himmelfahrt mindestens noch bis in die frühen 1960er Jahre hinein gegeben.

Die Bittprozession nach Althausen hat sich bis heute erhalten, auch wenn sie mittlerweile in die Abendstunden verlegt worden ist und in verkürzter Form stattfindet. Allerdings sind es nur noch wenige Gläubige, die diese Tradition pflegen. Bis vor einigen Jahren gab es zudem noch eine Bittprozession zur Wendelinuskapelle, die von der Pfarrkirche durch die Kleingärten des Ortes hoch zur Kapelle am Karlsberg zog.

 

 

 

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